#10 identopologies | Screening & Polylog

Eske Schlüters & Jana Seehusen
zum raum-akustischen Setting time to sync or swim

6.7.2022 | 18 Uhr | Institut für Theaterwissenschaft | Leipzig

Katrin Mayer, Eske Schlüters, time to sync or swim,
GIF in Zusammenarbeit mit Matthias Grottendieck, 2016.

Wenn akustischer und bildlicher Raum nicht mehr in gewohnter Weise zueinanderstehen, uns Geräusche nahe kommen, für die wir kein angemessenes Bild vor Augen haben, und Materialien, die wir in den Händen halten, unsere Sinne auf die Probe stellen, kann dieses Befremden einen Rausch der Empfindungen und Gedanken in Gang setzen, in denen uns das Nicht-Vertraute greifbar nahe kommt und andere Ordnungen anbietet. Auf eine besondere Weise gelingt das der visuell wie akustisch erlebbaren Installation time to sync or swim von Katrin Mayer und Eske Schlüters (2016/17), die zum Ausgangspunkt des polylogischen Screenings identopologies wird.

Den inhaltlichen Fokus bilden Otherkins und Orlandos, die mit ‹anderen› Verwandtschaftsbeziehungen und Identitäten durch das raum-akustische Setting time to sync or swim von Mayer und Schlüters zirkulieren. Als poetologische Probebühne und ebenso vielteiliges wie fragmentarisches Setting umgreift time to sync or swim diverse Materialien, Dinge, Zitate und Medien und lässt (Jahrhunderte querend) ganz verschiedene Arten und Weisen des virtu-realen (Selbst)Erzählens aufeinandertreffen. Zwischen Faktischem und Fiktivem oszillierend, stehen Konzepte von narrating identity und doing gender zur Disposition.

Im polylogischen Screening identopologies verschränken Eske Schlüters und Jana Seehusen audiovisuelle Perspektiven auf time to sync or swim im experimentellen Verweben von Sagen und Zeigen. Als (bildende und schreibende) künstlerisch forschende Praxen einem speaking nearby von Trinh T. Minh-ha verwandt, zeigen sich hierin Möglichkeiten, sich Anderem und Fremdem zu nähern. Es ist eine Haltung des ‹parler tout contre›, ähnlich wie es die Literatin und Filmemacherin Assia Djebar einmal beispielhaft für ein Sprechen in Bezug auf Frauen beschrieb: «Sich nicht anmaßen, ‹für› oder – noch schlimmer – ‹über› Frauen zu sprechen, bestenfalls neben und, wenn irgend möglich, dicht neben ihnen.»

ARTISTS | ESKE SCHLÜTERS ist Künstlerin. Sie interessiert sich für die Bedingungen von Bildern und Erzählungen. In ihren zumeist aus found footage montierten Videoarbeiten verwebt sie unterschiedliche Perspektiven zu nicht-linearen Erzählungen mit verschiedenen Themenschwerpunkten, die erahnen lassen, dass die Geschichte nie abgeschlossen sein wird. Zusammen mit Katrin Mayer entwickelte sie für die Kunsthalle Lingen das akustisch-räumliche Setting „time to sync or swim“ (2016/2017). | JANA SEEHUSEN, Künstlerin und Autorin, arbeitet zu Sprach- und Handlungsweisen des Zwischen, des Dritten und der Verschiebung sowie kulturkritischen Fragestellungen von Un\Sichtbarkeit, Identitätspolitiken und Experimenteller Filmkunst. Mit Fragen nach Praktiken und Figuren feministischer und antirassistischer Kritik, die zwischen Alltag, Popkultur und Diskurs zirkulieren, forscht sie derzeit mit und zu intersubjektiven Denk- und Schnittfiguren (im Feld) künstlerischer Forschung.

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