Praktiken gegenwärtiger Fremdheitsforschung
Call for Contributions – Einladung zu Beiträgen für eine künstlerisch-wissenschaftliche Publikation
– Wann hast du dich das letzte Mal fremd gefühlt? –
Mit dieser Frage beginnen wir jedes Gespräch mit den Gästen unserer 2018 ins Leben gerufenen Reihe REIHEN WEISE FREMD | STRANGE IN SERIES. Diese Frage stellen wir heute aufs Neue. Denn die problematische und immer wieder neu zu problematisierende Kategorie ‚Fremdheit‘ provoziert, sie eröffnet aber auch eine Bandbreite konkreter Umgangsweisen, die auffällig oft auf Praktiken der Inszenierung und Repräsentation beruhen.
– Lässt sich Fremdheit überhaupt erforschen? –
Als Reaktion auf Konzepte der Abgrenzung und des Ausschlusses birgt jede Forschung zu Fremdheit die Gefahr, Zuschreibungen zu reproduzieren. Gleichzeitig lenkt sie den Blick auf Versuche, normative Setzungen zu dekonstruieren und Gegenbewegungen auszumachen. Die jeweiligen Akteur:innen und Kontexte sind entscheidend dafür, ob ‚fremd‘ als Zuschreibung (be)stehen bleibt oder ob emanzipatorische Strategien der Ermächtigung und des Empowerments ins Spiel kommen.
– Was versprechen wir uns von einer Fremdheitsforschung? –
In der Auseinandersetzung mit vermeintlich Eigenem, Anderem, Fremdem kehren bestimmte Re:Vers-Praktiken wie (Rück-)Aneignen und Wiederholen, Echo und Writing Back, Ver- und Entähnlichen, Re-enactment oder Nach-, Aus- und Vorstellen stets wieder. Fremdheitsforschung bündelt diese Praktiken und schafft dadurch ein Bewusstsein für gesellschaftliche Strukturen und Machtmechanismen. Erst dadurch lassen sich die eigenen Verstrickungen hinterfragen, um scheinbar Unveränderbares allmählich in Bewegung zu bringen.
– Welchen Beitrag kannst du zu einer Fremdheitsforschung leisten? –
Als in Leipzig lebende und arbeitende Theaterwissenschaftlerinnen suchen wir für diese Sammlung nach verschiedenen Stimmen und Formaten, die empowernde Momente der Re:Version und Strategien künstlerischer und/oder theoretischer Verkehrung einbringen. Denn erst im Nebeneinander unterschiedlicher Positionen entfaltet sich das Potenzial einer solchen Fremdheitsforschung auch jenseits der Grenzen akademischen Schreibens. Deshalb sind uns möglichst vielfältige Ansätze für diese Publikation mehr als willkommen, ob Dialog, Essay oder wissenschaftlicher Artikel, Utopie, Erinnerung oder Zukunftsvision, Gedicht, Manifest oder Interview, ausgehend von künstlerischen Beispielen, aktivistischer Praxis oder multidisziplinären Forschungsrichtungen, als Einzelbeitrag oder Kollaboration, aus akademischem wie künstlerischem Bereich, von Personen in früher oder fortgeschrittener Karrierephase, unter Einbindung von Illustrationen und anderen nicht-textlichen Elementen.
Um eine Fülle an Positionen abbilden zu können, laden wir Beiträge von maximal 3 Seiten bzw. 10.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen) ein. Diese können in englischer oder deutscher Sprache verfasst sein und sollen bis zum 15. August 2023 eingereicht werden. Für unsere Planung bitten wir außerdem um eine kurze Interessensbekundung bis zum 15. Juni 2023.
Bei Rückfragen und zur weiteren Unterstützung stehen wir gern zur Verfügung unter reihenweisefremdstrangeinseries@web.de
Jamila Arenz, Veronika Darian und Jessica Hölzl
Re:Verse!
Practices of Contemporary Research on/Approaches to ‚Fremdheitsforschung‘
Call for Contributions for an Artistic-Scientific Publication
– When last did you feel foreign? –
Since 2018, every conversation with our guests in the series REIHEN WEISE FREMD | STRANGE IN SERIES started with this question. Today, we are asking this question anew. The problematic category of ’strangeness/foreignness‘ is provoking, but it also opens up a range of concrete ways of dealing with it, which often seem to work with practices of staging and representation.
– Can foreignness be researched at all? –
As a reaction to concepts of alienation and exclusion, any research on strangeness/foreignness risks to reproduce stereotypes. At the same time, it draws attention to attempts to deconstruct normative forces and to identify counter-movements. It depends on the respective actors and contexts whether ‚foreign‘ remains an attribution or evolves into emancipatory strategies of empowerment.
– What do we expect from research on Fremdheitsforschung? –
In confrontation with what is supposedly one’s own, different, or foreign, certain re:verse practices reappear again and again such as (re)appropriating and repeating, echoing and writing back, similarizing and dissimilarizing, re-enactment or counter-storytelling. Research on foreignness gathers these practices and thereby creates an awareness of social structures and power mechanisms. Only through this one’s own entanglements can be put into question in order to gradually bring the seemingly unchangeable into motion.
– What could be your contribution to a Fremdheitsforschung? –
As theater scholars living and working in Leipzig we are looking for different voices and formats that offer empowering moments of artistic and/or theoretical re:versions. Only the juxtaposition of different positions unfolds the potential of such research into foreignness, even beyond the boundaries of academic writing. Therefore, diverse approaches are very welcome for this publication, whether dialogue, essay or scholarly article, utopia, memory or future vision, poem, manifesto or interview, starting from artistic examples, activist practice or multidisciplinary research directions, individual contributions or collaborations, from academic as well as artistic fields, from persons in early or advanced career phases, including illustrations and other non-textual elements.
In order to present a wealth of positions, we invite contributions of no more than 3 pages or 10,000 characters (including blank space). These can be written in English or German and should be submitted by August 15, 2023. For our planning purposes, we also ask for a brief expression of interest by June 15, 2023.
If you have any questions or would like further assistance, please do not hesitate to contact us at reihenweisefremdstrangeinseries@web.de
Jamila Arenz, Veronika Darian und Jessica Hölzl